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Obstgehölze bestimmen – Eberesche
Am besten lassen sich Obstgehölze natürlich bestimmen, wenn die reifen Früchte dranhängen. Es gibt aber verschiedene Verlegenheiten, Obstgehölze auch außerhalb der Reifezeiten zu bestimmen. Da ist es schön zu wissen, mit welchem Lebewesen man es zu tun hat. Bei alledem geht es bei der Obsternte im öffentlichen Raum auch immer um die Frage: Was ist essbar und was sollte ich möglichst nicht in mich hineinstopfen?
Meine Versuche, den Früchten der Eberesche kulinarische Freuden zu entlocken, würde ich als mittelmäßig erfolgreich einordnen. Solche Vogelbeeren sind ein ausgesprochen herbes Erlebnis. Ästhetisch habe ich an Ebereschen allerdings nichts auszusetzen: ein schönes Lebewesen.
Und trotzdem sind sie eher unscheinbar. Außerhalb von Blüte- und Erntezeit sind Ebereschen wenig auffällig. Und selbst dann blühen und fruchten sie gleichzeitig mit vielen anderen Pflanzen. Sie erfordern zum Entdecken durchaus einen genaueren, aufmerksamen Blick. Besonders häufig sind sie auch nicht.
So ist mein Entdeckertipp außerhalb von Blüte und Ernte auch ein etwas seltsamer: Achte auf einen unauffälligen Baum. Ich entdecke die Ebereschen in der Landschaft an ihrem schmalen, dünnstämmigen Wuchs.
Im Nahbereich fallen mir dann die gefiederten Blätter auf. Wie bei einer richtigen Esche, nur eben an einem kleineren Lebewesen.
Lebensraum und Wuchs
Ebereschen werden nur ungefähr 80 bis 100 Jahre alt. Für Bäume ist das eher wenig. Sie sind auch keine Powerpflanzen, sondern eher etwas schwach auf der Brust.
Stämme und Triebe sind eher dünn, der gesamte Wuchs ist eher mickrig, die Seitenäste sind langarmig und kahl, die Krone insgesamt locker.
Diese Beschreibung ist zwar maßlos übertrieben. Aber sie soll helfen, Ebereschen an ihrem Wuchs zu entdecken und zu erkennen.
Sie sind ja trotzdem Bäume und werden bis zu 8 bis 10 Meter hoch. Entweder haben sie einen einzelnen, zentralen Stamm. Oder vor allem in Säumen wachsen sie mehrtriebig.
Hier in Leipzig sehe ich sie meistens als pflegeleichtes Stadtbäumchen.
Mit einer Ausnahme: Im Agrapark ist mir ein Exemplar begegnet, das mit sich selbst quasi ein eigenes Gebüsch bildet. Vermutlich als Reaktion auf Bruch und Schäden.
Und dann gibt es noch diese Exemplare auf dem Hohlestein, einem Felsen in der Nähe von Kassel. Der sparsame Wuchs der Eberesche bietet eben auch Vorteile. Eine Walnuss würde dort oben wohl kaum überleben.
Knospen
Wie bei fast allen Obstgehölzen verweigere ich die sichere Unterscheidung von Blatt- und Blütenknospen. Diese schmalen, eng am Zweig anliegenden Knospen dürften tendenziell frische Triebe mit Blättern ohne Fruchtansätze werden.
Diese knubbeligen, rundlichen und pelzigen Ansätze dürften später Früchte tragen. Die Blüten entstehen jedenfalls an solchen endständigen Trieben, daraus wachsen erst Blätter und ganz am Ende schälen sich dann die Blüten heraus.
Diese Knospen erinnern ein wenig an Zipfelmützen. Insgesamt sind die Knospen der Eberesche ziemlich dunkelgrau und ziemlich haarig.
Blüten
Die Blüten stehen in Dolden an den Enden der jungen Triebe. Also genauer heißen solche Blüten Schirmrispen. Die Stiele dieser Rispen sind behaart. Im Mai öffnen sich die einzelnen Blüten und blühen bis Juni.
An den Schirmrispen stecken ganz, ganz viele einzelne Blüten. Eigentlich immer wenigstens 100 Stück. Sie sind ungefähr 1 Zentimeter im Durchmesser.
Typisch Obstblüte: Die Ebereschenblüte hat 5 Kronblätter. Das sind die Blütenblätter, die man gut sieht. Ihre Farbe ist cremeweiß. Dazu kommen bis zu 20 Staubblätter. Das sind die kleinen Ständer mit dem gelben Knubbelchen oben dran.
Die Blüten riechen angeblich für Menschen unangenehm. Auf Wikipedia wird er mit Heringslake verglichen. Meine Nase ist offenbar nicht ausreichend sensibel dafür.
Wenn man diese Blütenpracht so sieht, ist schwer zu verstehen, wie man die Eberesche übersehen kann. Allerdings grünt und blüht Mitte Mai alles Mögliche und die Ebereschen stehen nicht exponiert in der kahlen Landschaft wie zum Beispiel Kornelkirschen oder die immergrünen Mahonien.
Früchte
Die ganz jungen Früchte sind grün. Anfangs stehen die Dolden noch aufrecht. Unter zunehmender Fruchtlast biegen sie sich später nach unten.
Und sie werden tieforange bis scharlachrot. Im Hochsommer sind sie am grünen Baum vor blauem Himmel ästhetisch bemerkenswert.
Die einzelnen Früchte werden etwa 1 Zentimeter im Durchmesser groß und sind fast rund. Innen drin stecken meistens 3 Samen. Das Fruchtfleisch ist orange und heller als die Außenhülle.
Reif sind sie ab August. Oft bleiben sie bis über den Winter hängen. Trotz ihres werbenden Namens verschmäht also selbst die Zielgruppe diese Früchte. Sie sind aber auch wirklich ausgesprochen herb-sauer-bitter.
Man könnte sagen: Sie sind wenig bekömmlich. Zumindest Mitmenschen mit einem sensiblen Magen sollten beim rohen Verzehr etwas vorsichtig sein. Sie können abführend wirken. Besorgniserregend giftig sind sie jedenfalls nicht.
Durch Frost wird der Geschmack erträglicher. Durch Kochen wird die Verdauung verträglicher.
Blätter
Die gefiederten Blätter wachsen wechselständig an den Trieben und werden bis zu 15 Zentimeter lang. Der Stiel bis zum ersten Fiederblattpaar ist kurz. Die Fiederblättchen sitzen fast direkt an oder haben einen ganz, ganz kurzen Stiel.
Die Fiederblättchen sind unpaarig angeordnet. Das heißt, sie wachsen gegenständig, ihre Anzahl ist ungerade, insgesamt 9 bis 17, und ganz am Ende steht ein einzelnes Fiederblatt.
Die einzelnen Fiederblättchen sind länglich-oval, laufen spitz zu und werden bis zu 5 Zentimeter lang. Der Blattrand trägt unregelmäßige Zähne, die zur Spitze ausgerichtet sind.
Auf der Oberseite sind die Blätter matt-grün, auf der Unterseite eher grau-grün mit Pelzbesatz.
Beim Zerreiben der Blätter rieche ich nichts außer grünem Blatt. Andere Menschen riechen Bittermandel.
Die Herbstfärbung in Kombination mit den überreifen Früchten würde ich ästhetisch wiederum bemerken, zumindest wenn die Blätter eine tiefrote Farbe annehmen. Manchmal werden sie auch nur gelb bis dreckfarbig.
Borke
Junge verholzte Triebe sind rot-braun. Später werden sie grau mit leicht silbrigem Schimmer, wenn man das so sehen will.
Die Rinde ist glatt und hat ein paar Lentizellen, so heißen diese kurzen Querstreifen. Mit zunehmendem Alter wird die Borke dunkler und bekommt Längsrisse.
Die gibt es, allerdings sind darunter keine Pflanzen, die ernsthaft giftiger wären als die Vogelbeeren selbst. Wobei ich ehrlicherweise nicht weiß und es mich auch nicht interessiert, was passiert, wenn du Blätter der gemeinen Esche massenhaft verzehren würdest. Wegen der Blätter besteht also mit der gemeinen Esche natürlich Verwechslungsgefahr. Die gemeine Esche wächst aber zu einem stattlichen Baum und trägt natürlich keine Vogelbeeren. Eng verwandt sind Eberesche und Esche nicht.
Die nächsten Verwandten sind wie die Eberesche aus der Gattung Sorbus und deren Früchte sind essbar, mitunter aber noch weniger appetitlich. Zum Beispiel heißt ein Verwandter Speierling. Aus gutem Grund grundlos, die Früchte schmecken fürchterlich. Es gibt wohl Rezepte, die aus ihnen eine Delikatesse zaubern. Dieser Speierling hat jedenfalls ähnliche Blätter, wächst aber zu einem größeren Baum heran und ist außerdem ziemlich selten.
Mehlbeere und Elsbeere tragen hingegen Schirmrispen mit ähnlichen Früchten. Mehlbeeren haben eine rote Schale, helles Fruchtfleisch und einen einzelnen Kern. Elsbeeren sind von orange bis rotbraun. Deren Früchte sind mir bisher nicht live untergekommen. Mehl- und Elsbeerbäume werden meistens größer als Ebereschen. Und sie haben keine gefiederten Blätter, was die Unterscheidung zu Zeiten der Fruchtreife sicher macht. Und selbst im Fall der Verwechslung wirst du dich an diesen Früchten nicht vergiften.
Dann wünsche ich dir viel Spaß und viel Erfolg beim Finden und Bestimmen von Ebereschen. Zum Ernten nehme ich mir selten die Zeit, dafür schmecken mir diese Früchte wirklich nicht gut genug. Aber ein paar Meter entfernt stehen einige Ebereschen und ich freue mich auf den Spätsommer mit grünen Fiederblättern und zahlreichen Rispen voller orange-roter Beeren.
Berberitzen, Felsenbirne, Gemeine Hasel, Kornelkirsche, Mahonie, Schwarzer Holunder, Wildpflaumen, Walnuss und Zierquitte.
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