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Obstgehölze hegen und pflegen – Jostabeere ans Spalier pflanzen
Gleichzeitig sprechen wir hier von Lebewesen. Und das sind immer Individuen. So wie die Jostabeere, also diese Mischung aus schwarzer Johannis- und Stachelbeere, um die es hier geht. Da hat jedes seine eigene Geschichte, seine eigenen Ansprüche und – im Guten wie im Schlechten – seinen eigenen Besitzer, also dich und mich. Und wir haben normalerweise auch noch irgendeine Idee, was aus dieser einen bestimmten Pflanze mal werden soll. In diesem Fall: Eine gesunde, ewig junge, dreitriebige Pflanze, angebunden an einem Holzgestell, die uns über 20 Jahre mit Jostabeeren versorgt.
Insofern ist unsere Pflanzanleitung hier einerseits ein Prototyp zum Pflanzen von Beerenobst, andererseits Teil einer einzigartigen Geschichte genau dieser Pflanze. Beide Sichtweisen bieten dir hoffentlich Anregungen und Ideen, wie, was, wann, wo du womit in deinem Garten anstellen kannst.
Um eine Jostabeere an ein Spalier zu pflanzen, nehmen wir
Beerendünger,
Hornspäne,
Schnur sowie
Spaten, Schere, Löffel und natürlich
eine Jostabeere und Platz an einem Spalier.
Unser Spalier, da wo wir die Jostabeere gleich einpflanzen, haben wir ursprünglich für die Sommerhimbeeren gebaut, die wir dort bei Gartenübernahme vorgefunden haben. Da wir bei denen vor allem mit der Fruchtqualität unzufrieden waren, haben wir sie ausgemustert.
Um so ein Spalier zu bauen, brauchst du vertiefte statische Kenntnisse und reinrassiges Mahagoniholz. Oder du schluderst wie wir ein schiefes Gestell aus Dachlatten zusammen.
An diesem Spalier ist nun im Oktober jedenfalls Platz, um neue Experimente zu starten. Büsche und Spindeln haben wir schon im Garten. Diesmal wollen wir unser Beerenobst am Spalier kultivieren. Das Versuchskaninchen diesmal ist eine Jostabeere, die einem Hochbeet weichen musste.
Dank sozialwissenschaftlicher Grundbildung definieren wir also ohne Anspruch auf Richtigkeit. Unter Spaliererziehung wollen wir verstehen: Drei Stängel ans Holz festgemacht.
Werfen wir einen Blick auf die Auserwählte. Diese – natürlich selbst vermehrte – Jostabeere ist recht natürlich gewachsen. Sich selbst überlassen, wird Beerenobst meistens zu einem Busch. Der hat mehrere Triebe verschiedenen Alters. An den dazugehörigen Seitentrieben hängen die Früchte.
Mit der Zeit werden diese Triebe immer älter, die Früchte hängen immer weiter außen an den Zweigchen, die Pflanzen werden dicht.
Die Obstgehölze in unseren Gärten sind als Kulturpflanzen gezüchtet. Sie funktionieren also unter der Annahme, als Gärtner gestaltend in natürliche Prozesse eingreifen zu dürfen und zu wollen. Beispielsweise, indem wir ihnen vorschreiben, wie sie wachsen sollen. Dafür gibt es den Begriff Erziehung. Und die funktioniert bei Pflanzen glücklicherweise besser als bei Menschen.
Die Erziehung als Busch ist relativ naturnah und bringt recht viele Früchte. Dabei schneiden wir immer wieder die älteren Triebe komplett am Boden ab und verjüngen damit die Pflanze. Zur Übersichtlichkeit lassen wir – Pi mal Daumen – 5 bis 10 Triebe gleichzeitig stehen.
Wir wollen es diesmal etwas anders machen. Wir wählen gleich 3 Triebe aus, die wir über die Jahre hinweg behalten wollen. Wir bestimmen sie zu Haupttrieben oder Stämmen.
Die meisten Beerenöbste in unserem Garten wachsen als eintriebige Pflanzen. Wir kennen und benutzen dafür den Begriff Spindel.
Wir basteln uns jetzt sozusagen eine dreifache oder dreistämmige Spindel. Die zurren wir am Spalier fest. Die bleiben jetzt, die sind konstant. Das Spalier hat den Vorteil, dass wir die Pflanze daran in Form zwingen können. Das funktioniert bei Pflanzen glücklicherweise besser als bei Menschen.
An deren Seitentrieben dieser 3 Stämme werden die Früchte entstehen. Diese Seitentriebe schneiden wir die kommenden Jahre immer wieder ab, so dass neue, kurze Seitentriebe immer wieder nachwachsen. Wir verjüngen also nur die Fruchttriebe, während die Haupttriebe als Gerüst stehen bleiben.
Insgesamt gedeihen dadurch weniger Früchte an der einzelnen Pflanze. Der Ertrag ist also geringer. Dafür steigt die Qualität der Früchte, weil die Ressourcen der Pflanze konzentriert werden. Und letztens ist nicht zu unterschätzen: So lassen sich die Früchte viel besser ernten.
So, genug Gelaber. Ein bisschen nachzudenken, schadet aber manchmal auch nicht. Jetzt soll’s aber endlich losgehen. Zuerst einmal graben wir die Jostabeere natürlich aus und verfrachten sie an ihren neuen Platz.
Dort legen wir sie ab und bestaunen das Prachtstück erst einmal. Besonders die Wurzel checken wir jetzt, die bekommen wir schließlich nicht so oft zu Gesicht. Alles gesund und munter? Dann machen wir uns daran, unsere 3 Haupttriebe auszuwählen.
Auswählen heißt: Die sind nicht naturgegeben, so dass wir sie erkennen könnten. Nein, die bestimmen wir kraft unserer gärtnerischen Besitzrechte.
Für unsere Zwecke wählen wir 3 Triebe unterschiedlichen Alters, die einigermaßen gerade gewachsen sind oder sich noch in Form bringen lassen.
Sie sollten möglichst weit voneinander entfernt wachsen. Wir wollen sie so anbringen, dass die Jostabeere hinterher gut 150 cm Platz in der Breite beansprucht.
Letztens sollen die Triebe mehr oder weniger in einer Reihe oder Ebene wachsen, so dass wir sie an einer geraden Dachlatten festbinden können.
Alsdann werfen wir noch einen Blick auf den Fuß beziehungsweise die Basis der Jostabeere. Dort können wir einige ganz junge Triebansätze grün aus dem Holz lugen sehen. Da steckt im wahrsten Sinne des Wortes Leben drin.
Die sind Teil der Lebensversicherung unserer Jostabeere. Sollte sie oben herum mal Schaden nehmen, kann sich die Pflanze aus diesen Ansätzen erneuern. Liebevolle Beachtung erweisen wir ihnen, indem wir sie beim Einpflanzen gut geschützt unter die Erde bringen.
Dafür brauchen wir natürlich ein Pflanzloch, das tief genug ist. Das graben wir uns und setzen die Pflanze dort ein. Dabei verabreichen wir ihr eine Starthilfe mit Beerendünger und Hornspänen. Die Hornspäne fördern als grober Stickstoffdünger das Pflanzenwachstum – nicht das Fruchtwachstum.
Das ist also genau das, was die Jostabeere in der kommenden Vegetationsperiode machen soll: Erst einmal Wachsen, weniger Fruchten.
Dünger verwenden wir eher niedrig dosiert. Obstgehölze sind grundsätzlich nicht besonders nährstoffgeil. Außerdem haben wir hier einen lebendigen, humusreichen Boden. Verschnitt und Laub bleiben zur Beförderung der natürlichen Kreisläufe selbstverständlich liegen.
Dann füllen wir das Pflanzloch mit Erde auf. Die muss nichts besonderes sein. Wichtig ist uns vielmehr, die jungen Triebansätze mit Erde zu bedecken und damit zu schützen. Zwar wollen wir eigentlich gar keinen weiteren Austrieb aus der Basis, sondern nur unsere 3 ausgewählten Haupttriebe.
Aber diese Rückversicherung bewerten wir höher und nehmen dafür in Kauf, immer mal wieder den Neuaustrieb von unten entfernen zu müssen.
Diese Empfehlung gilt natürlich nur für unveredelte Pflanzen, bei denen Wurzel und Holz aus einem genetischen Guss kommen wie bei unserer Jostabeere. So eine Veredelungsstelle sollte nicht unter die Erde kommen. Sonst besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Pflanze am veredelten Teil Wurzeln bildet. Damit wäre die gewünschte verschwendet.
Also füllen wir den Fuß der Jostabeere großzügig mit Erde auf. Das werden wir bestimmt im kommenden Frühjahr wiederholen. Aufs Angießen verzichten wir im Oktober übrigens. Es regnet eh die nächsten Tage. Dafür benutzen wir das herum liegende Laub als Bodenbedeckung.
Dann richten wir uns wieder auf und machen uns auf die Suche nach unseren 3 ausgewählten Haupttrieben. Die binden wir jetzt an, und zwar mit möglichst viel Abstand zueinander an der nächstliegenden Dachlatte. Mit dieser Anordnung soll die Pflanze auf Dauer möglichst viel Licht und Luft bekommen. Dafür nehmen wir Bast aus Opas Beständen aus dem frühen 20. Jahrhundert.
Eine Freundin und ausgewiesene Expertin im Easy Gardening wies uns mal darauf hin, keine Plastikschnüre mehr zu benutzen. Ist doch ganz einfach: Schnur aus verrottendem Material muss man nicht aufräumen, die kann einfach zu Boden fallen.
Die 3 Triebe bringen wir durchs Anbinden nicht nur in Form, das dient uns auch als Markierung. Denn wir schneiden jetzt im Oktober nichts ab, sondern lassen die ganz Pflanze unversehrt. Zwar wollen wir die Jostabeere mittelfristig auf 3 Triebe vereinfachen, aber das machen wir nicht heute.
Da wir keine Ahnung haben, was über die kommenden Wintermonate so passieren wird, behalten wir möglichst das ganze restliche Gestrüpp als Reserve. Falls mal etwas abfriert oder sonstwie kaputt geht haben wir damit ein pflanzliches Ersatzteillager. Das ist eine ähnliche Sicherheitsmaßnahme wie die unterirdischen jungen Triebansätze an der Basis.
Spätestens jetzt sollten wir ein paar Schritte zurücktreten und unser Ergebnis kritisch würdigen. Ein Foto schadet übrigens auch dann nicht, wenn du keine solch fantastischen Anleitungen schreibst. Und vor Schnee können wir den Aufbau unserer Pflanzen natürlich besonders gut erkennen.
Dann wünschen wir dir viel Spaß und Erfolg mit deiner Pflanzaktion. Solltest du bezweifeln, dass wir das einzig seelisch machende Verfahren zur Pflanzung einer Jostabeere ans Spalier gefunden haben, lass uns an deinen besseren Ideen bitte teilhaben.
Jostabeere ans Spalier pflanzen, Jostabeere am Spalier im zweiten Jahr, Jostabeere am Spalier im dritten Jahr, Spindelerziehung an einer Jostabeere, Jostabeeren ernten und verarbeiten.
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