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Kleines ABC der Erntehilfen – Felsenbirnen ernten und verarbeiten

ErntefreudenObst zu ernten, ist keine große Kunst. Wie bei vielen anderen konstruktiven Tätigkeiten stecken auch hier die Teufelchen in den Details. Oder positiv formuliert: So ein paar kleine Tipps, Tricks und Hinweise sind durchaus hilfreich, um die Ernte zu erleichtern und effektiver zu machen.

Deine größte Hilfe beim Ernten ist hoffentlich dein gesunder Menschenverstand.

Gern erinnere ich mich in diesem Zusammenhang an die freundliche Lokaljournalistin, die mich bei einer der ersten Erntetouren fragte, wie denn die optimale Ernteausrüstung auszusehen habe. Damals weitgehend überfordert von der Tiefgründigkeit dieser Frage, kann ich heute voller Überzeugung raten: Eine fünfsprossige Klappleiter reicht zur Erdbeerernte völlig aus.

Meine weitreichenden und tiefgründigen Erfahrungen beim Ernten gründen sich übrigens auf den Betrieb der Leipziger Obsternte-Karte, auf der ich Orte sammle, an denen interessierte Mitmenschen mit ausdrücklicher Zustimmung des Besitzers Obst ernten dürfen. Und in diesem Zusammenhang lade ich von Mai bis Dezember zu geführten Obsterntetouren samt anschließender Verarbeitung ein.

Felsenbirnen ernten und verarbeiten - PflückenFelsenbirnen stehen wahrscheinlich eher selten auf deinem Speiseplan. Dabei lohnt das Kennenlernen dieser Früchte durchaus. Sie sind schmackhaft und vor allem recht früh im Jahr reif, etwa Mitte Juni zusammen mit den Erdbeeren. Ich mache aus der Ernte diesmal eine kleine Portion Felsenbirnengelee.

Felsenbirnen ernten und verarbeiten - Reife Früchte mit BlütenrestenFelsenbirnen stehen bei uns in Leipzig recht häufig in den Stadtparks. Dummerweise sind diese Sträucher und Bäumchen ziemlich unauffällig und die Erntezeit recht kurz.

So hat es auch bei mir drei, vier Jahre gedauert, bis ich die Biester so richtig wahrgenommen und in mein Ernteprogramm aufgenommen habe. Sicher erkennbar sind die etwa erbsengroßen und -runden Früchte an den auffälligen Resten der 5 Blütenblätter. Ausführliche Tipps und Hinweise zu Bestimmung von Felsenbirnen gibt’s natürlich auch.

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Felsenbirnen ernten und verarbeiten - Karabiner mit EimerZur eigentlichen Ernte empfehle ich folgenden Standardtrick: Mit einem Karabiner befestige ich einen ausrangierten Joghurteimer an einer Gürtelschlaufe oder ähnlichem Accessoire. Dadurch habe ich zum Ernten beide Hände frei und kann bei Bedarf auch mal einen Ast herunterziehen.

So verfahre ich eigentlich mit fast jedem Obst, das sich gut im Stehen ernten lässt: Brombeeren, Berberitzen oder Kornelkirschen.

Felsenbirnen ernten und verarbeiten - Vertrocknende FrüchteDie Erntezeit Mitte Juni dauert nur etwa 2-3 Wochen. Die Früchte vertrocknen recht schnell am Strauch und fallen früh herunter.

Ich empfehle wärmstens, beim Ernten die Früchte zu kosten. Es gibt unterschiedliche Sorten und einige schmecken gut und bekömmlich. Andere Sorten schmecken echt fürchterlich, aus denen willst du nichts herstellen. Versprochen!

Wenn ich die Felsenbirnen weiter verarbeiten will, ernte ich recht großzügig und nehme auch mal Früchte mit, die nicht vollreif sind.

Felsenbirnen ernten und verarbeiten - Aussortierte FrüchteFehlender Fruchtzucker lässt sich beim Verarbeiten durch mehr Zucker immer noch ausgleichen. Außerdem ernte ich an verschiedenen Stellen, um eine kleine Mischung ins Gelee zu bekommen. Vertrocknete oder schimmelnde oder unreife Früchte sortiere ich natürlich aus.

Felsenbirnen ernten und verarbeiten - AbspülenZu Hause spüle ich die Ernte nur kurz ab. Zumindest hier in Leipzig gibt es keinen Grund, Felsenbirnen oder anderes Obst an schadstoffbelasteten Stellen wie viel befahrenen Straßen oder in der Nähe von Industrieanlagen zu ernten.

Auf der Obsternte-Karte findest du eigentlich immer ausreichend Stellen, an denen du schadstofffrei ernten kannst. Außerdem ernte ich stets oberhalb der Hundepipihöhe. Deshalb reicht kurzes Abspülen normalerweise aus.

Felsenbirnen sind einerseits sehr schmackhaft. Von der Oma einer Freundin wurde der Strauch im Garten auch Schokoladenbaum genannt. Gleichzeitig schmecken sie nicht besonders intensiv und so wird aus lecker relativ schnell langweilig. Also futtere ich sie frisch und in kleinen Mengen.

Ich würde sicherheitshalber empfehlen, die kleinen Kerne auszuspucken. Deren Gifitigkeit hat zwar noch niemand empirisch nachgewiesen. Aber wenn du auf Nummer Sicher gehen willst, friss die Kerne nicht mit.

Felsenbirnen ernten und verarbeiten - Eingelegte FrüchteWenn ich die Felsenbirnen haltbar machen will, sollte ich mir also etwas überlegen, um ihren Geschmack zu pimpen. Dazu bietet sich Zitrone an. Die macht den Spaß nicht nur sauer, sondern intensiviert grundsätzlich den Eigengeschmack von Obst. Ähnlich ist das beim Zucker. Auch der macht nicht nur süß, sondern kitzelt auch den Eigengeschmack von Früchten heraus.

Ich habe etwa 800 g Felsenbirnen geerntet. Dazu gebe ich eine gewaschene und in Scheiben geschnittene Bio-Zitrone. Die Zitronen-Dosierung ist hoch und das ist gut so. Beides kommt zusammen in einen Topf oder eine Schüssel.

Dann gieße ich es so mit Wasser auf, dass die Früchte bedeckt sind. Ein übrig gebliebenes Stückchen Vanilleschote hat auch nicht geschadet. Umrühren. Danach einen Deckel drauf und das Ganze 24-48 Stunden ziehen lassen. Gern mal zwischendurch rühren.

Felsenbirnen ernten und verarbeiten - Werkzeuge zum EntsaftenAnschließend geht es mit folgender Versuchsanordnung weiter: Eingelegte Felsenbirnen,Beerenmühle, 2 Schüsseln und Messbecher. Diese Beerenmühle ist mein Werkzeug der Wahl, um Beerenobst, aber auch Zierquitten oder Hagebutten, zu entsaften.

Die ersten Alternativen sind ein Sieb mit Geschirrtuch zum Abseihen und Auswringen oder eine Passiermühle, auch bekannt als flotte Lotte. Aufwand und Ertrag stehen bei der Beerenmühle meiner Erfahrung nach im besten Verhältnis bei unmotorisierten Entsaftungsmethoden.

Felsenbirnen ernten und verarbeiten - Früchte in der MühleDie Felsenbirnen fülle ich nach und nach in die Beerenmühle. Darin werden sie über ein Sieb gepresst. Der Saft läuft nach unten ab, die Kerne und Blütenreste werden weitergeschoben und fallen hinten als Trester heraus. Auch die Zitronen und natürlich das inzwischen aromatisierte Wasser können durch die Mühle gefiltert werden.

Felsenbirnen ernten und verarbeiten - SaftMit der Schraube ganz hinten lässt sich einstellen, wie ausführlich wir entsaften. Je enger die Öffnung, desto weniger Trester und desto mehr Saft kommt heraus. Weniger Ertrag ist hier nach mehr Erfahrung mehr: Es lohnt sich normalerweise nicht, auch noch den letzten Tropfen Saft aus den Früchten zu quetschen.

Irgendwann stehen Aufwand und Ertrag nicht mehr in einem guten Verhältnis. Vor allem wenn die Beerenmühle verstopft, hört der Spaß auf, sondern es wird mühselig, die Maschine zu reinigen und wieder in Gang zu bringen. Ein bisschen Erfahrung schadet hier nicht.

Felsenbirnen ernten und verarbeiten - GelierzuckerDer so gewonnene Saft kommt in einen Messbecher. Um daraus Gelee zu machen, muss ich schließlich wissen, wie viel es ist. In diesem Falle sind es ziemlich genau 500 ml geworden. Ich habe mich für einen 1:2-Gelierzucker entschieden.

Das ist die mittelsüße Variante für die eher süßen Felsenbirnen. Und ich darf vorweg nehmen: Das Ergebnis wird ziemlich süß-sauer. Also wiegen wir 250 g Gelierzucker ab und rühren ihn in den Saft.

Felsenbirnen ernten und verarbeiten - Werkzeuge zum GelierenDann bereite ich die Abfüllung vor. Dafür koche ich einige Twist-off-Gläschen ab. Ich bevorzuge eher kleinere Behälter, damit der Gelee nach Anbruch in überschaubarer Zeit verzehrt werden kann. Die Gläser samt Deckeln angle ich mit einem Glasheber heraus und stelle sie kopfüber zum Abtropfen auf einem Geschirrtuch ab.

Welche Deckel mit welchen Dichtungen ich warum verwende:

Stachelbeeren ernten und verarbeiten – Deckel mit blauer DichtungDie Dichtungen in den Deckel von Twist-off-Gläsern müssen weich sein, damit das Verschließen gut funktioniert. In vielen Deckeln werden oder wurden dafür Weichmacher verwendet. Solche Weichmacher haben die Eigenschaft, Schrittchen für Schrittchen aus ihrer Dichtung aus- und ins Lebensmittel einzutreten. Sie migrieren, wie der Fachmann sagt. Je öliger das Lebensmittel ist, desto intensiver wird dieser Übertritt. Durch das Umdrehen frisch eingekochter Aufstriche kommt das Lebensmittel in direkten Kontakt mit der Dichtung. Diese Migration ins Lebensmittel gilt es im Gegensatz zur Migration und Bewegungsfreiheit von Menschen zu vermeiden.

Nach meinem Kenntnisstand werden eingekochte Gläser über Kopf abgestellt, um durch die Resthitze den Deckel von innen zu pasteurisieren. Das macht auch durchaus Sinn. Wenn ich das vermeiden will, steigen andererseits die Ansprüche an die sonstige Hygiene. Zudem gibt es alternative Materialien, vor allem thermoplastische Elastomere (TPE). Diese sind hitzestabil bis zu einer Temperatur von 95 °C und häufig erkennbar an der blauen Farbe der Dichtung. Aus denen fallen – nach Stand der Forschung 2020 – zumindest keine Weichmacher ins Essen. Sie sind also vorläufig das Material der Wahl, solange bis wir entdecken, welche Nachteile TPE haben.

Ausführlich zu meinen für Fruchtaufstriche verwendeten Deckeln äußere ich mich bei der Verarbeitung von Stachelbeeren.

Felsenbirnen ernten und verarbeiten - Gelee kochenEine Schöpfkelle und einenMarmeladentrichter koche ich bei der Gelegenheit ebenso ab.

Dann kommt der Gelee auf den Herd. Ich koche die Mischung unter Rühren bei 120°C etwa 2-3 Minuten sprudeln auf.

Unser Gelee kommt dank ausgekochter Gläser, Zitronensäure und Zucker als Konservierungsmittel und sterilisiertem Gelee auf eine Haltbarkeit von mindestens 12 Monaten.

Sauberes Arbeiten ist natürlich hilfreich.

Felsenbirnen ernten und verarbeiten - GelierprobeNach etwa 2 Minuten Kochzeit nehme ich mit einem Löffel ein kleines bisschen Gelee ab und kippe ihn in eine Plastikschale. Abkühlen lassen, mit Pusten geht das natürlich schneller. Der Fachmann spricht hierbei von der Gelierprobe. Damit lässt sich die Konsistenz der Masse testen.

Sie sollte nach dem Auskühlen so sein, wie du deinen Gelee magst: Wahrscheinlich irgendeine Konsistenz zwischen Wasser und Beton.

Das ist gleichzeitig die letzte Gelegenheit, deinen Gelee geschmacklich zu verändern. Also kosten! Bei Bedarf Geliermittel oder Zucker oder Wasser hinzugeben.

Felsenbirnen ernten und verarbeiten - Gelee AbfüllenDanach schreite ich zur Abfüllung. Schnelle und geschicktere Köche kippen dazu den Gelee direkt aus dem Topf in die Gläschen. Ich verwende dazu Zeit, eine Kelle und einen Marmeladentrichter und befülle die Gläschen bis knapp unter den Rand.

Je weniger Luft hinterher darin ist, desto besser für die Haltbarkeit. Zuschrauben und kopfüber auf einem Geschirrtuch abstellen.

Felsenbirnen ernten und verarbeiten - Gläser abstellenSo verfahre ich, bis der Gelee abgefüllt ist. Den Rest ist für den Direktverzehr. Die Gläschen nach etwa 10 Minuten wieder herumdrehen und weiter abkühlen lassen.

Die Twist-off-Deckel sollten irgendwann während des Auskühlens klick machen. Das ist die Erfolgsmeldung für gelungenen Verschluss.

Felsenbirnen ernten und verarbeiten -BeschriftenZum Ende beschrifte ich die Gläschen noch: Was ist drin, wann wurde es abgefüllt?

In meinem kleinen ABC der Erntehilfen findest du unter anderem Hinweise zum Ernten und Verarbeiten von: Berberitzen, Felsenbirnen, Hagebutten, Heidelbeeren, Holunderbeeren, Jostabeeren, Kornelkirschen, Maulbeeren, Sauerkirschen, schwarzen Johannisbeeren, Stachelbeeren, Vogelbeeren, weißen Johannisbeeren und Zierquitten.

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Felsenbirnen ernten und verarbeiten - VerkostenIch wünsche dir viel Erfolg und Spaß beim Kennenlernen, Ernten und Verarbeiten von Felsenbirnen und wünsche guten Appetit. Über deine Korrekturen, Hinweise und besseren Ideen würde ich mich freuen.


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